Die Judenverfolgunfg im Dritten Reich (1941-1942)
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“28. Februar 1941.
Die Brotknappheit wird immer schlimmer. Auf die Lebensmittelkarten
gibt es sehr wenig, und auf dem Schwarzen Markt kostet ein Pfund Brot
jetzt zehn Zloty. Das Brot ist schwarz und schmekt nach Sдgespдnen.
Weisses Brot kostet sogar 15 bis 17 Zloty. Auf der “arischen” Seite sind
die Preise viel niedriger”.
Und gleichzeitig wurde Ghetto mit neuen Opfern, die aus Fluchtlingen
bestanden, immer mehr bepackt. Es herrschte totale Antisanitдrie. Im
Winter 1941 zugefrorene Abwдsserrцren wurden nie renoviert. Der Mangel an
Arzneien fьhrte zur Gefahr der Cholera-Epidemie.
Das war aber nicht der Schluss, der den Becher des Unglьcks zum
Ьberlaufen bringen kцnnte. Der Mensch kann viel erdulden, wenn er in
psychologischer Ruhe ist. Das verstanden die Nazi und als das letzte
Mittel wurde von ihnen Desinformation erschцpferischen Charakters in Gang
gesetzt:
“17. April 1942.
Das ganze Ghetto war heute in Panikstimmung. Die Leute verschlossen
eilig ihre Lдden. Es lief ein Gerьcht um, dass ein besonderes
“Vernichtungskommando”, das schon den Pogrom in Lublin verьbt hat, in
Warschau angekommen sei, um auch hier ein Massaker zu organisieren”.
Wir haben die Zeilen nur von einem Menschen angefьrt.
Also nur von einem Opfer.
Insgesamt betrug die Zahl von Opfern 4800000 Menschen, unter denen
1600000 ums Leben gekommen sind.
IV. Exekutionen im Osten.
“Ich will hier vor Ihnen in aller Offenheit auch ein ganz schweres
Kapitel erwдhnen. Unter uns soll es einmal ganz offen ausgesprochen sein, und trotzdem werden wir in der Цffentlichkeit nie darьber reden...
Ich meine jetzt die Judenevakuierung, die Ausrottung des jьdischen
Volkes. Es gehцrt zu den Dingen, die man leicht ausspricht.- “Das jьdische
Volk wird ausgerottet”, sagt ein jeder Parteigenosse, “ganz klar, steht in
unserem Program, Ausschaltung der Juden, Ausrottung, machen wir”... Von
allen, die so reden, hat keiner zugesehen, keiner hat es durchgestanden.
Von euch werden die meisten wissen, was es heisst, wenn 100 Leichen
beisammenliegen, wenn 50 daliegen oder wenn 1000 daliegen. Dies
durchgestanden zu haben und dabei - abgesehen von Ausnahmen menschlicher
Schwдchen - anstдndig geblieben zu sein, das hat uns hart gemacht. Dies
ist ein niemals geschriebenes und niemals zu schreibendes Ruhmesblatt
unserer Geschichte”.
Heinrich Himmler in einer Rede vor
SS-Fьhrern in Posen am 4. Oktober 1943.
Exekutionen im Osten hatten ein vielfaltigen Charakter.
Dass Hitler in seinem Programm die Absichten дusserte, die
Untermenschen zu vernichten, zu denen ausser Juden auch Slaven gehцrten, ist weltbekannt.
Die Handlungen von Nazis verbreiteten sich auf Russen, Polen,
Ukrainern, Tschechen und Slovaken. Bis jetzt sind die Stellen der
Massenmorde nicht zu vergessen.
Ein besonderer Punkt ist der Krieg mit Partisanen. Dass die Menschen
auf dem besetzten Gelдnde Widerstand leisten, war ausserhalb des deutschen
Verstдndnisses. Darьber hinaus wurden die Menschen, die an der Teilnahme
an der Partisanenbewegung verdдchtigt gewesen waren, sehr hart behandelt.
Zahlreiche Foltern, mittelдlterische Erfindlichkeit beim Umbringen,
Verfolgerungen der Verwandten bleiben bis jetzt im Gedдchtnis der
Цffentlichkeit.
Natьrlich wurden Juden von Nazis nicht ausser Acht gelassen.
Aus dem Tagebuch des SS-Hauptscharfьhrers Felix Landau.
“11.07.1941. Um 11 Uhr Abends kamen wir zurьck zur Dienststelle.
Hochbetrieb. Unten im Keller, den ich noch vormittags ausgerдumt habe, stehen fьnfzig Hдftlinge, darunter zwei Frauen. Ich lцste sofort
freiwillig einen Kameraden - der bei diesen Wache hatte - ab. Fast alle
werden morgen erschossen. Die meisten Juden unter ihnen waren aus Wien.
Sie trдumten noch immer von Wien. Ich mache bis drei Uhr frьh des anderen
Tages Dienst. Hundemьde komme ich dann endlich um halb vier Uhr ins Bett.
12.7.41. Um sechs Uhr frьh werde ich plцtzlich aus meinem festen
Schlaf geweckt. Zur Execution antreten. Nun gut, spiele ich halt noch
Henker und anschliessend Totengrдber, warum nicht. Ist doch eigentьmlich, da liebt man den Kampf und dann muss man wehrlose Menschen ьber den Haufen
schiessen. Dreiundzwanzig sollten erschossen werden. Darunter befinden
sich die schon erwдhnten Frauen. Sie sind zu bestaunen. Sie weigerten
sich, von uns auch nur ein Glas Wasser anzunehmen. Ich werde als Schьtze
eingeteilt und habe eventьll Flьchtende zu erschiessen. Wir fahren die
Landstrasse einige Kilometer entlang und gehen dann rechtseitig in einen
Wald. Wir sind nur sechs Mann augenblicklich und suchen nach einem
geeigneten Ort zum Erschiessen und Vergraben. Nach wenigen Minuten haben
wir so etwas gefunden. Die Todeskandidaten treten mit Schaufeln an, um ihr
eigenes Grab zu schaufeln. Zwei weinen von allen. Die anderen haben
bestimmt erstaunlichen Mut. Was wohl jetzt in diesem Augenblick in den
Gehirnen vorgehen mag? Ich glaub, jeder hat eine kleine Hoffnung, irgendwie doch nicht erschossen zu werden. Die Todeskandidaten werden in
drei Schichten eingeteilt, da nicht so viele Schaufeln hier sind.
Eigentьmlich, in mir rьhrt sich nichts. Kein Mitleid, nichts. Es ist eben
so, und damit ist alles fьr mich erledigt...”.
Merkwьrdig ist, dass der Mensch, der Tagebьcher fьhrt und hat
vielleicht das Bedьrfnis, seine Taten einzuschдtzen, vцllige
Gleichgьltigkeit zeigt. Wir behandelten aber einen zu privaten Fall. Eine
mehr generalisierte Information stellt uns der gebietskomissar Gert Erren
in seinem Bericht “Freudigster Arbeitseinsatz” zur Verfьgung.
Punktualitдt, Sachkьndigkeit und schon erwдhnte vцllige Gleichgьltigkeit
verbinden sich in jeder Zeile. Wir fьhren nur diejenigen an, die unser
unmittelbares Thema betreffen:
Judentum:
“Bei meiner Ankunft zдhlte das Gebiet Slonim etwa 25000 Juden, davon
allein in der Stadt Slonim etwa 16000, also ьber zwei Drittel der gesamten
Stadtbevцlkerung. Ein Ghetto einzurichten war unmцglich, da weder
Stacheldraht noch Bewachungsmцglichkeiten vorhanden waren. Daher traf ich
von vornherein Vorbereitungen fьr eine kьnftige grцssere Aktion. Zunдchts
wurde die Enteignung durchgefьhrt und mit dem anfallenden Mobiliar und
Gerдt sдmtliche deutsche Dienststellen, einschliesslich
Wehrmachtquartiere, ausgestattet und so weit grosszьgige Hilfeleistung bei
anderen Gebieten gestellt, dass jetzt beim Anwachsen aller Dienststellen
bei mir selbst Mangel herrscht. Fьr Deutsche unbrauchbares Zeug wurde der
Stadt zum Verkauf an die Bevцlkerung freigegeben und der Erlцs der
Amtskasse zugefьrt. Dann folgte eine genaue Erfassung der Juden nach Zahl,
Alter und Beruf, eine Herausziehung aller Handwerker und Facharbeiter, ihre Kenntlichmachung durch Ausweise und gesonderte Unterbringung. Die vom
SD am 13.11. durchgefьrte Aktion befreite mich von unnцtigen Fressern; und
die jetzt vorhandenen etwa 7000 Juden in der Stadt Slonim sind sдmtlich in
den Arbeitsprozess eingespannt, arbeiten willig aufgrund stдndiger
Todesangst und werden im Frьhjahr genauestens fьr eine weitere
Verminderung ьberprьft und aussortiert. Das flache Land wurde eine
Zeitlang grosszьgig von der Wehrmacht gesдubert; leider nur in Orten unter
eintausend Einwohnern. In den Rayonstдdten wird nach der Durchfьhrung der
hilfsarbeiten fьr die West-Ost-Bewegung das Judentum bis auf die
notwendigsten Handwerker und Facharbeiter ausgemerzt werden. Da die
Wehrmacht nicht mehr bereit ist, Aktionen auf dem flachen Lande
durchzufьhren, werde ich die gesamten Juden des Gebietes in zwei oder drei
Rayonstдdten zusammenfassen, nur in geschlossen Arbeitskolonnen einsetzen, um damit endgьltig Schleichhandel und Partisanenunterstьtzung durch Juden
auszurotten. Die besten Fachkrдfte unter den Juden mьssen unter Aufsicht
in meinen Handwerkerschulen ihre Kunst intelligenten Lehrlingen
weitergeben, um einmal den Juden auch im Handwerk entbehrlich zu machen
und auszuschalten”.
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