Die Judenverfolgunfg im Dritten Reich (1941-1942)
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Trotzdem wurden hier Juden nicht in Ruhe gelassen. Das beste Verfahren
der Jagt auf Juden, die Nazis in diesem Land ausgewдlt hatten, waren
Razzien. Holland musste von Juden gereinigt werden.
Wir fьhren ein kurzes Zeugnis von Heinz Landwirth, einen
“Auszureinigenden”:
“Am 27. Mai hatte die letzte grosse Razzia stattgefunden. Man sah kaum
noch Juden in den Strassen, aber noch immer wohnten Hunderte von Familien
in der Afrikanerbuurt. Auch in der Stadionbuurt gab es einige jьdische
Familien. Wer noch nicht abgeholt war, wьrde bald abgeholt werden, daran
war nicht zu zweifeln. Es war jedenfalls hцchste Zeit zu verschwinden.
Gleichzeitig mit dem Persoonsbewijs - ich wurde Johan Gerrit Overbeek, geb. in Aalten, Gelderland, am 7. Jдnner 1926 - bekam ich von der
jьdischen Widerstandsorganisation die Adresse eines Bauern in Jutphaas bei
Utrecht, zu dem ich mich zu begeben hatte. Ausserdem wurden mir
Lebensmittelkarten fьr einen Monat ausgefolgt. Ich durfte den
Persoonsbewijs selbst unterschreiben. Er war so gut, dass ich nie
feststellen konnte, inwiefern er gefдlscht war, und man sagte es mir auch
nicht. Ich vermute, dass seine Nummer verдndert war, aber das war
unbedenklich, da man bei einer Strassenkontrolle nicht gleich fьrchten
musste, dass die Nummer ьberprьft wьrde. So hatte ich also jetzt alles in
Ordnung, das Abenteuer konnte beginnen. Und rascher als erwartet begann es
auch wirklich drei Tage spдter am Sonntag, dem 20. Juni 1943.
Dieser strahlende Sommertag war der Stichtag, an dem Amsterdam
“judenrein” werden sollte. Wer dann noch bleiben durfte, war hoher
Funktionдr des Joodschen Raads, Portugiese, in Mischehe, sterilisiert oder
“Ehrenarier”. Um sieben Uhr frьh wurde mit Lautsprechen verkьndet, dass
sic h jede jьdische Familie mit ihrem Gepдck auf die Strasse zu begeben
hдtte, die Wohnungen seien zu verschliessen. Wer nicht folge und nach
Abschluss der Aktion gefunden wьrde oder wer zu flьchten versuche, wurde
mit Straflager bedroht. Das Ende hatte begonnen. Die Polizeiwagen mit den
Lautsprechern fuhren fort, in andere Strassen. Es blieb merkwьrdig ruhig
in unserer Gegend. Die Bьndel standen gepackt. Ich hatte ein Kцfferchen
mit den nцtigen Dingen auf meinem Bett. Mein Entschluss, noch im letzten
Augenblick zu verschwinden, stand fest, wie aber, das wusste ich nicht.
Granaats sagte ich nichts von meiner Absicht, es wдre auch sinnlos
gewesen...”
Das ist nur ein Zeugnis. Wenn wir aber alle Zeugnisse von Menschen, die im Westen deportiert wurden oder unter solcher Risiko standen, hier angefьrt hдtten, hдtte der Stoff fьr eine riesengrosse Bibliothek gereicht.
Vom westlichen Gelдnde wurden Juden, die den Razzien nicht entgangen
sind, in KZ deportiert. Die Zahl der Opfer ist so gross, dass die
Historiker bis jetzt um die obere Grenze (von 50000 bis 100000) streiten.
VII. Auschwitz.
“Das Lager Auschwitz hat aus naheliegenden Grьnden erneut darum
gebeten, den zu evakuierenden Juden vor dem Abtransport in keiner Weise
irgendwelche beunruhigenden Erцffnungen ьber die Art ihrer bevorstehenden
Verwendung zu machen. Ich bitte um Kenntnisnahme und Beachtung.
Insbesondere bitte ich, durch laufende Belehrungen der
Begleitkommandos bemьht zu sein, dass auch wдhrend der Fahrt den Juden
gegenьber nicht irgendwelche besonderen Widerstand auslцsende Andeutungen
gemacht bzw. Vermutungen ьber die Art ihrer Unterbringung usw.
ausgesprochen werden. Auschwitz muss mit Rьcksicht auf die Durchfьhrung
dringendster Arbeitsvorhaben darauf Wert legen, die Ьbernahme der
Transporte und ihre weitere Einteilung mцglichst reibungslos durchfьhren
zu kцnnen”.
Fernschreiben des Reichssicherheitshauptamts an seine Dienststellen in
Den Haag, Paris, Brьssel und Metz vom 29. April 1943.
Auschwitz ist eines der schlimmsten KZ, das wдhrend der Nazizeit
funktionierte. Es gibt diejenigen, die behaupten darьber nichts gewusst zu
haben. Es gibt auch diejenigen, die dazu ein Auge zudrьcken. Die
merkwьrdigste Schicht von ihnen sind diejenigen, die sagen, sie haben den
Befehlen nur Folgen geleistet. Uns interessiert aber ihr Verhalten gegen
Hдftlinge. Ihre Beziehung auf sie.
Aus dem Tagebuch des SS-Hauptsturmfrьhrers Prof. Dr. Dr. Kremer:
“28. August 1942
Zum Mьtzeneinkauf nach Berlin geschickt, werde ich beim Weggehen von der Aufnahme informiert, dass der Fьhrer vom Dienst mich zu sprechen wьnscht. Dieser teilt mir im Auftrage von Hstuf. Kцbel mit, dass ich nicht nach Berlin reisen soll.
29. August 1942
Kommandierung lt. F. L. USSZ 2150 28.8.42 18.33 Nr. 1565 zum K.L.
Auschwitz, da angeblich dort ein Arzt wegen Krankheit ausgefallen ist.
30 August 1942
Abfahrt Prag 8.15. ьber Bцhmisch Trьben, Olmьtz, Prerau, Oderberg.
Ankunft im K. L. Auschwitz 17.36. Im Lager wegen zahlreicher
Infektionskrankheiten (Fleckfieber, Malaria, Durchfдlle) Quarantдne.
Erhalte streng geheimen Instruktionsbefehl durch den Standortarzt
Hauptsturmfьhrer Uhlenbrock und werde im Haus der Waffen-SS in einem
Hotelzimmer (26) untergebracht. Stabsscharffьhrer Wilhelmy. Siehe Virchows
Archiv 1936!
31. August 1942
Tropenklima bei 38 Grad im Schatten, Staub und unzдhlige Fliegen!
Verpflegung im Fьhrerheim ausgezeichnet. Heute abend gab’s z.B. saure
Entenleber fьr 0,40 RM, dazu gefьllte Tomaten; Tomatensalat usw. Wasser
ist verseucht, dafьr trinkt man Selterswasser, das unentgeltlich
verabfolgt wird (Mattoni). Erste Impfung gegen Flecktyphus.
Photographische Aufnahme fьr den Lagerausweis.
1. September 1942
Von Berlin schriftlich Fьhrermьtze, Koppel und Hosentrдger angefordert. Nachmittags bei der Vergasung eines Blocks mit Zyklon B gegen die Lдuse.
2. September 1942
Zum 1. Male draussen um 3 Uhr frьh bei einer Sonderaktion zugegen. Im
Vergleich hierzu erscheint mir das Dantesche Inferno fast wie eine
komцdie. Umsonst wird Auschwitz nicht das Lager der Vernichtung genannt!
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