Die Judenverfolgunfg im Dritten Reich (1941-1942)
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3. September 1942
Zum 1. Male an den hier im Lager jeden befallenden Durchfдllen mit
Erbrechen und kolikartigen anfallsweisen Schmerzen erkrankt. Da ich keinen
Tropfen Wasser getrunken, kann es hieran nicht liegen. Auch das Brot kann
nicht schuld sein, da auch solche erkranken, die nur Weissbrot (Diдt) zu
sich genommen haben. Hцchstwahrscheinlich legt’s an dem ungesunden
kontinentalen und sehr trockenen Tropenklima mit seinen Staub- und
Ungeziefermassen (Fliegen).
4. September 1942
Gegen die Durchfдlle: 1 Tag Schleimsuppen und Pfefferminztee, dann
Diдt fьr eine Woche. Zwischendurch Kohle und Tannalbin. Schon erhebliche
Besserung.
5. September 1942
Heute mittag bei einer Sonderaktion aus dem F. K. L. (Muselmдnner):
das Schrecklichste der Schrecken. Hschf. Thilo, Truppenarzt, hat recht, wenn er mir heute sagte, wir befдnden uns hier am anus mundi. Abends gegen
8 Uhr wieder bei einer Sonderaktion aus Holland. Wegen der dabei
abfallenden Sonderverpflegung, bestehend aus einem Fьnftelliter Schnaps, 5
Zigaretten, 100 g Wurst und Brot, drдngen sich die Mдnner zu solchen
Aktionen. Heute und morgen (Sonntag) Dienst.
6. September 1942
Heute Sonntag ausgezeichnetes Mittagessen: Tomatensuppe, 1/2 Huhn mit
Kartoffeln und Rotkohl (20 g Fett), Sьssspeise und herrliches Vanilleeis.
Nach dem Essen Begrьssung des nenen Standortarztes, Obersturmfьhrer
Wirths, der aus Waldbrцl gebьrtig ist. Sturmbannfьhrer Fietsch in Prag war
sein ehemaliger Regimentsarzt. Nun bin ich eine Woche im Lager, doch bin
ich die Flцhe in meinem Hotelzimmer noch immer nicht vцllig wieder los, trotz aller Gegenmassnahmen mit Flit (Cuprex) usw.
Einen erfrischenden Eindruck hat es bei mir gewonnen, als ich dem
Adjutanten des Kommandanten meinen Antrittsbesuch machte und ьber seinem
Arbeitszimmer die grosse auf Papier gemalte Inschrift “Radfahrer
absteigen” las. Ьbrigens hдngt auch in der Schreibstube unseres SS-Reviers
der bemerkenswerte Spruch:
Hast du im Leben tausend Treffer,
Man sieht’s, man nickt, man geht vorbei;
Doch nie vergisst der kleinste Klдffer,
Schiesst du ein einzig Mal vorbei.
Abends um 8 Uhr wieder zur Sonderaktion draussen”.
Unter “Sonderaktion” muss man Massenmorde und Experimente an menschlischer Gesundheit verstehen.
Im Auschwitz wurden etwa 200000 Juden umgebracht. Ohne Kommentar.
VIII. Deutschland wird “judenrein”.
“Gleichwertig neben unserer antibolschewistischen Propaganda steht
diejenige gegen das J u d e n t u m. Jedem Volksgenossen muss es zur
unumstцsslichen Gewissheit werden, dass die Juden die unerbittlichsten
Feinde unseres Volkes sind und sowohl hinter dem Bolschewismus als auch
hinter den Plutokratien stehen. Der “Deutsche Wochendienst” weist deshalb
mit Nachdruck auf seinen heutigen Beitrag ьber das kriminelle Wesen des
Judentums hin. Die Behandlung dieses Themas gehцrt in den Rahmen der
kьrzig hier als notwendig bezeichneten Weckung von Hassgefьhlen”.
Anweisung des amtlichen Zeitschriften-Dienstes vom 2. April 1943.
Obwohl das Reich sein Territorium weiter vergrцsserte, wurden die
Juden immer schneller vom neuen Gelдnde verdrдngt. Diejenigen, die nicht
schafften, “neues Deutschland” zu verlassen, starben in vielen
Gefдngnissen, KZ, Ghetto.
Nazis schienen ihre Ziele erreicht zu haben.
“Betr.: Evakuierungen von Juden aus dem Altreich”
1. In der Zeit vom 1. November bis 4. Dezember 1941 werden durch die
Sicherheitspolizei aus dem Altreich, der Ostmark und dem Protektorat
Bцhmen und Mдhren 50000 Juden nach dem Osten in die Gegend um Riga und um
Minsk abgeschoben. Die Aussiedlungen erfolgen in Transportzьgen der
Reichsbahn zu je 1000 Personen. Die Transportzьge werden in Berlin,
Hamburg, Hannover, Dortmund, Mьnster, Dьsseldorf, Kцln, Frankfurt a. M.,
Kassel, Stuttgart, Nьrnberg, Mьnchen, Wien, Breslau, Prag und Brunn
zusammengestellt.
2. Aufgrund der Vereinbarungen mit dem Chef der Sicherheitspolizei und
des SD ьbernimmt die Ordnungspolizei die Bewachung der Transportzьge durch
Gestellung von Begleitkommandos in Stдrke von je 1/12. Einzelheiten sind
mit den zustдndigen Dienststellen des SD zu besprechen.
Die Aufgabe der Begleitkommandos ist nach der ordnungsmдЯigen Ьbergabe
der Transporte an die zustдndigen Stellen der Sicherheitspolizei in den
Bestimmungsorten erledigt. Sie kehren dann unverzьglich zu ihren
Heimatdienststellen zurьck.
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